Seit Jahrzehnten leidet die Stadt Gabès unter den Folgen der tunesischen Phosphat-Industrie. Nun gibt es erstmals konkrete Pläne zur Verlegung und Modernisierung der umweltschädlichen Chemiewerke. Doch auch diese stossen auf Widerstand.
Der Südwestwind pfeift über die Hauptstrasse von Menzel Habib. Er treibt in Böen ockerfarbenen Sand vor sich her, der sich in jeder Ritze festsetzt. Rechts und links der Nationalstrasse 15 stehen einige Häuserreihen, vor dem Gymnasium warten Schülergruppen auf den Bus. Sonst ist das Zentrum der kleinen Gemeinde im tunesischen Hinterland an diesem Freitagmittag fast menschenleer. Aus den Lautsprechern der Moschee tönt weithin hörbar eine Koranrezitation. Gleich geht das Freitagsgebet los. Fast übertönt der Lautsprecher des Minaretts die erregte Diskussion im Sitzungssaal der spartanisch eingerichteten Stadtverwaltung, die direkt neben dem Gotteshaus liegt. Bis auf den Flur drängen sich die Bewohner der 10 000-Einwohner-Gemeinde, drinnen versucht die Bürgermeisterin Bornia Ajmni alle zu Wort kommen zu lassen.
Auf dem Gebiet der Kommune soll ein Industriegebiet geschaffen werden, zwei Standorte sind in der engeren Wahl. Dorthin sollen grosse Teile der Phosphat-Werke verlegt werden, die derzeit in Gabès stehen, dem sechzig Kilometer entfernten Hauptort des Verwaltungsbezirks an der Mittelmeerküste. Seit die tunesische Regierung den Umzug Anfang Dezember verkündet hat, ist Menzel Habib in Aufruhr: Kurzerhand wurde ein eintägiger Generalstreik ausgerufen, die Gemeindeverwaltung protestierte öffentlich gegen die Entscheidung aus der Hauptstadt Tunis. mehr
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